Ein neuer Tag, ein neues MMORPG auf dem Spielemarkt. Doch das heißt nie unbedingt was schlechtes. Zwar ist es nicht einfach, aus so vielen Genrekonkurrenten hervorzustechen, doch findet man immer wieder einige Perlen, wenn man denn tief genug taucht. Um auf Black Desert Online aufmerksam zu werden, benötigte es jedoch keinerlei Taucherausrüstung. Schon einige Zeit vor dem finalen Release, am 03.03.2016 in Europa und Amerika, war das "Next-Gen MMO", wie es sich selbst nennt, aus dem Hause Pearl Abyss groß im Gespräch. Das aus Korea stammende Spiel wurde im ostasiatischen Raum und Russland bereits 2014/15 veröffentlicht und schwemmte daher immer wieder Neuigkeiten an die Küsten der wartenden Regionen, welche man gierig aufsaugte. Jetzt jedoch, wo das Spiel endlich bei uns angekommen ist, wird es einem vorläufigem Test unterzogen.
Zuerst wäre die, für ein MMO, wunderschöne Grafik anzusprechen. Selten durchstreife man eine so detailreichere Welt mit hunderten anderer Spieler. Zwar konnten wir in der uns zur Verfügung stehenden Testwoche nicht einmal die Hälfte der riesigen Welt erkunden, doch schon jetzt bleibt nur zu sagen, dass hier alles geleistet wurde. Hier und dort gibt es natürlich immer noch Details, die einen aus dem Spielgefühl reißen, wie zum Beispiel das hindurch laufen durch andere Spieler, doch das stört im großen und ganzen nicht wirklich. Wenn man das Spiel startet, muss man neben dem Server auch einen Familiennamen wählen, welcher fortan jedem Charakter zugeschrieben ist, den man in die Welt entlassen möchte. Natürlich kann man auch nochmal einen Vornamen für den jeweiligen Charakter wählen, doch wird neben diesem auch immer der Nachname angezeigt. Hier zeigt sich ein kleines Ärgernis, sofern man den schrecklichen Kampf mit "bereits vergebenen Namen" kennt. Hier kämpft man ihn gleich zweimal, worauf wir gerne hätten verzichten können.
Dann aber geht es los und man erschließt den heiligen Gral des Spiels. Die Charaktererstellung ist für ein MMO absolut einzigartig und so unfassbar detailliert, dass man über Stunden an nur einem Charakter sitzen kann, ohne vor Langweile zu verenden. Zwar stößt hier die grafische Darstellung der Haare übel auf, welche wirklich nicht gerade schön geworden ist, doch das geht in der Flut an Möglichkeiten förmlich unter. Keine Einschränkungen bei der Wahl der Haar-/Bartfarbe und schon sind locker 30 Minuten verstrichen. Ein weiteres der lustiges Detail ist, dass man den erstellten Charakter in verschiedene Outfits stecken und mit einem recht aufwendigen Tool in verschiedene Posen zwingen kann, um coole oder witzige Screenshots zu machen. Bei all dem Spaß ist der "Genderlock" gar nicht so böse aufgefallen, wie wir befürchtet hatten. Zwar ist es schade, dass man bei den insgesamt sieben Klassen (Krieger, Walküre, Riese, Schwarzmagierin, Bändigerin, Waldläuferin und Mager/-in) nur bei einer das Geschlecht selbst bestimmen darf, doch es stört nicht sehr lange.
Die Charaktererstellung ist abgeschlossen, der Name nach viel Frust ebenfalls gewählt und der Spieler kann sich in das Spiel stürzen. In einer schön gestalteten Introsequenz wird die Geschichte der Welt förmlich nur kurz angerissen und wenig später erwachen wir, je nach Klasse, an einem Ort nahe einer kleinen Stadt auf. Geweckt von einem unbekannten schwarzen Geist und frei jeglicher Erinnerung ist unser Charakter fast genau so klug wie wir selbst. Man wird praktisch unwissend in das Geschehen der Welt geworfen. Nach kurzem Bewegungstutorial begegnen wir schnell der ersten Person die uns mit einem Trank aushilft und uns auch erklärt, wie wir diesen zu uns nehmen können. Frisch gestärkt beginnen wir einige Laufquests abzuarbeiten, bis sich plötzlich der ominöse Geist wieder einschaltet und vorschlägt, warum wir nicht ein paar Tierchen töten. Sie haben uns zwar nichts getan und wirken auch nicht feindselig, doch das wird schon alles seinen Grund haben. Tatsächlich entpuppt sich Black Desert nun sehr schnell als eines dieser MMO's, welche viel auf sogenanntes "Grinding" setzen. Man schlachtet sich in wirklich schönen Kampfanimationen und einem dynamischen Kampfsystem quer durch möglichst viele Gegner und sammelt dabei Gegenstände für Questgeber und massig Erfahrung. Leveln geht bis etwa Stufe 20 ziemlich zügig von der Hand und man beginnt sich zu fragen, ob das nicht alles etwas zu leicht ist. Dann aber zieht das Spiel an und verlangsamt den Fortschritt massiv, was dann doch für Erleichterung sorgt.
Was Black Desert Online nebenher besonderer macht, als einige andere MMO's, ist zum Beispiel das Beziehungsystem der Welt. In einer Stadt angekommen ist die Menge an Quests noch verhältnismäßig gering. Erst wenn man sich das Vertrauen der Bewohner durch Gespräch oder Tat verdient hat, sind diese auch bereiter, ihre Sorgen und Nöte mit dem Spieler zu teilen. Auch gibt es in der großen Welt keine Wegpunkte oder andere Teleportationsmöglichkeiten. Reittiere und die guten alten Beine sind also gefordert, was aber nicht besonders schlimm ist, da der eigene Charakter eine Art Autopilot eingebaut hat, der ihn auf Wunsch automatisch zum Ziel laufen lassen kann. So kann man die Umgebung genießen oder sich doch einfach mal kurz einen Tee kochen. Auch besitzt das Spiel ein unfassbar umfangreiches Wirtschaftssystem, auf das wir hier jedoch nicht eingehen können. Es fehlt in diesem Punkt einfach komplett an Einführungen durch das Spiel, weshalb die Zeit leider nicht reichte. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, wird dieser Test natürlich entsprechend erweitert oder mit einer Fortsetzung bereichert.
Black Desert Online | ||||||||
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Fazit
Auch Black Desert Online erfindet hier das Rad nicht neu, was ich aber auch weder verlangt noch erwartet habe. Die sieben Test-Tage, die mir netter Weise zur Verfügung gestellt wurde, haben mich völlig an das Spiel gebunden. Nicht jeder mag grinding-lastige MMOs, doch ich hatte meinen Spaß damit, Horden an Gegnern über den Jordan zu schicken. Schade fand ich, dass komplizierte Systeme des Spiels so gut wie gar nicht angeschnitten wurden, was einen dazu zwingt, alles von klein auf selbst zu lernen. Dies stößt einigen Spielern mit Sicherheit sauer auf. Auch habe ich bedauert, dass Rüstungen sich optisch nur sehr selten verändern, wenn man denn mal ein neues Teil findet. Alles in allem habe ich an dem Spiel aber nicht viel auszusetzen und kann es jedem ans Herz legen, der lernwillig ist, ein neues MMO sucht und auch mal stundenlang nur Gegner schlachten kann ohne in eine Art Wachkoma zu verfallen. Ich jedenfalls werde es weiterspielen, sobald sich mir die Möglichkeit bietet.